Das Visuelle der Fantastik
In der vom gattungstheoretischen Diskurs mit all seinen zahlreichen ideellen Verzweigungen und begrifflichen Verästelungen auf der kognitiven Ebene dominierten Fantastikforschung lässt sich bereits auf den ersten Blick ein gravierendes Defizit an visuell-ästhetisch basiertem Approach an das Genre diagnostizieren. Der definitorische Zuordnungsimpetus rückt den Fokus der Wissenschaft primär auf die Problematik der Verortung literarischer/medialer Texte in den kategorial determinierten, intentional eröffneten Gattungsraum. Nicht minder intensiv werden in der Fantastikforschung die ontologischen Beschaffenheiten fiktionaler Welten exploriert und darauf aufbauend die Mechanismen ihrer Kreation und ihrer Persistenz untersucht. Es wird also vornehmlich die Frage “Was?” gestellt. Doch auch einer anderen Fragestellung muss Genüge geschehen, damit eine Ganzheitswirkung der Forschungsergebnisse erzielt werden kann: der Frage “Wie?”
Die Redaktion der Zeitschrift für Fantastikforschung setzt sich zum Ziel, der defizitären Lage auf diesem Sektor entgegenzuwirken, und lädt somit alle Interessierten zur Mitwirkung an einer Themenausgabe der ZFF # 5 (Frühjahr 2013) ein. Das gewählte Thema des “Visuellen der Fantastik” ermöglicht eine erstrebenswerte Differenzierung des Zugriffs auf die Gattung und will auf diese Weise ein hochrelevantes alternatives Forschungsinterface mit der speculative fiction erarbeiten. Die Antworten auf die bisher kaum wissenschaftlich reflektierte Frage nach dem “Wie?” versprechen spannende und informative Einblicke in die “Existenzweise” fantastischer Schöpfungen zu gewähren. Es sollte zu diesem Zweck der “Visualisierungspraxis” fantastischer Inhalte seitens der Autoren medial unterschiedlicher Produkte (Literatur, Film, Kunst) nachgegangen und hiermit der Versuch unternommen werden, zu erfahren, wie sich die Imaginationskraft des Künstlers mittels einer spezifischen picture language in den fiktionalen Produkten seiner Fantasie hypostasiert. Der Schwerpunkt des Projektinteresses liegt daher auf der Erforschung der Spezifik des Visuellen in fantastischen Kunstformen in gattungsexterner Abgrenzung zu anderen medial präsenten Genres einerseits und in gattungsinterner Distinktion einzelner Werke zueinander andererseits.
Mögliche Themen sind, beschränken sich aber nicht auf:
- Fantastik in bildender Kunst (Malerei, Fotografie, Skulptur) und Architektur
- Kinematografie und Fantastik – die visuelle Umsetzung in Film und TV
- Liberatur – die visuelle Ebene der Literatur (Materialität, Druck, Cover etc.)
- Fantastik in der Werbung
- Die Inszenierung des Fantastischen in Oper, Ballett und Theater
- Gattungstheoretische Überlegungen zu einer “visuellen” Fantastik
Einsendeschluss für die Beiträge ist der 1. Dezember 2012.
Beiträge und Nachfragen bitte an zff@fantastikforschung.de
Der reguläre Call for Papers / Aufruf zur Mitarbeit gilt für alle weiteren Ausgaben natürlich weiterhin, wer also Interesse an einer Kooperation hat, der möge sich bitte unter oben angegebener Email bei uns melden.
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Universität Hamburg
Institut für Anglistik und Amerikanistik
Lars Schmeink
Von Melle Park 6
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